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AutorenbildKatharina Neuhold

Kommentar: Equal Pay Day 2024 – Österreich braucht endlich Lohngerechtigkeit

Am heutigen Equal Pay Day wird uns in Österreich einmal mehr bewusst, wie weit wir von echter Gleichberechtigung entfernt sind. Der sogenannte Gender Pay Gap beträgt hier immer noch rund 18 Prozent. Das bedeutet, dass Frauen – gemessen an den Gehältern ihrer männlichen Kollegen – bis heute im Jahr 2024 symbolisch „gratis“ arbeiten, während Männer seit Jahresbeginn entlohnt werden. Diese Lücke ist mehr als nur eine Zahl: Sie spiegelt tief verwurzelte gesellschaftliche Ungerechtigkeiten wider, die Frauen in nahezu allen Berufen benachteiligen.

Die feministische Denkerin bell hooks mahnt, dass es nicht reicht, bloß nach gleichen Rechten und gleichem Lohn zu rufen, wenn die Gesellschaft selbst ungerecht ist. Sie betont, dass Feminismus eine radikale, systemverändernde Bewegung sein muss, die alle Facetten sozialer und wirtschaftlicher Diskriminierung berücksichtigt. Für hooks ist das Thema Lohngerechtigkeit kein isoliertes Problem; es ist vielmehr Ausdruck eines gesellschaftlichen Systems, das Frauen – insbesondere Frauen in Teilzeit, Frauen in sozialen Berufen und Frauen mit Migrationshintergrund – systematisch schlechter bezahlt und in ihrer beruflichen Entfaltung beschränkt.

Das österreichische Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, diesen systemischen Blick auf Ungleichheit zu wahren. Österreich hat noch immer eine hohe Teilzeitquote unter Frauen, oft bedingt durch ungleiche Verteilung von Familienarbeit und mangelnde Betreuungsmöglichkeiten. Diese strukturellen Hürden drücken viele Frauen in weniger gut bezahlte Teilzeitstellen. Das sind keine individuellen Entscheidungen, sondern gesellschaftlich fest verankerte Muster, die Frauen benachteiligen. Laut bell hooks können wir solche Probleme nur lösen, wenn wir bereit sind, das System als Ganzes zu hinterfragen – von der Wertschätzung weiblich konnotierter Berufe bis hin zur Verteilung von Care-Arbeit.


Warum braucht Österreich einen feministischen Blick auf den Equal Pay Day?

Der feministische Blick auf den Equal Pay Day lehrt uns, dass es nicht nur um gleiche Bezahlung geht, sondern um das Hinterfragen aller Strukturen, die solche Ungleichheit ermöglichen. Wie bell hooks verdeutlicht, bedeutet echte Gleichstellung, dass wir uns gegen das System der Ungleichheit an sich richten – und uns nicht allein auf symbolische Anpassungen beschränken. Solange in Österreich Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten – etwa im sozialen und pädagogischen Bereich – schlechter bezahlt werden, und solange Frauen durch gesellschaftliche Erwartungen zur Teilzeit gedrängt werden, wird es keine echte Lohngerechtigkeit geben.

Der Equal Pay Day 2024 sollte ein Weckruf sein: Österreich braucht nicht nur gleiche Bezahlung, sondern ein Umdenken in Richtung eines gerechteren Systems. Frauen haben das Recht auf den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen – doch Gleichberechtigung darf nicht auf die Gehaltsfrage reduziert werden. Ein gerechter Lohn ist nur der erste Schritt. Wir brauchen eine Gesellschaft, die – wie bell hooks uns lehrt – alle Menschen gleichwertig betrachtet und systemische Ungerechtigkeit an ihrer Wurzel bekämpft.

Denn wahre Gleichberechtigung beginnt dort, wo auch das System fair wird.

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